Kultur- und Heimatverein

Falkensteiner Vorwald e.V.

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Burg Falkenstein im Jahr 2009:
30 Jahre Haus des Gastes

Anekdoten und Histörchen aus 1070 Jahren mit Nord-Süd-Bezug

Von Dr. Harald Schumny
Braunschweiger und Falkensteiner

Es ist wohlbekannt, dass der Sachsenkönig Otto aus der Gegend um Braunschweig sich 939 mit seinem Heerbann in Regensburg einquartiert und 955 bei Augsburg in der Schlacht auf dem Lechfeld die Ungarn besiegt hat. Danach wurde er zum Kaiser gewählt und Otto der Große genannt. Das mit dem Otto war also gewissermaßen ein Export aus Braunschweig nach Bayern. Eine zweite historische Anmerkung: 960 wurde in Niederaltaich ein Gotthard geboren, der später als Bischof Godehard von Hildesheim für die Region um Braunschweig und Hannover von größter Bedeutung wurde. Dies, andersherum, war also aus Braunschweiger Sicht ein Import aus Ostbayern.

Dann ab 1070 wurden Mitglieder aus dem Geschlecht der Welfen Herzöge in Bayern. Bis 1126 war Heinrich der Schwarze an der Regierung. Dessen Sohn, Heinrich der Stolze, wurde dann sogar Herzog von Bayern und Sachsen. Dies kam so, weil der „Stolze" mit Gertrud, der Tochter des Lothar von Supplinburg vermählt wurde, der aus einem Dorf bei Braunschweig stammte und schließlich 1125 zum deutschen Kaiser gewählt wurde.

Welf IV.                              Hzg. von Bayern †1101

Heinrich d. Schwarze     Hzg. von Bayern †1126

Heinrich d. Stolze              † 1139,  Hzg. von Bayern und Sachsen,
                                              verheiratet mit Gertrud von Supplinburg bei Braunschweig
                                              1130 Eroberung der Festung Falkenstein ! ! !

Heinrich d. Löwe                 ca. 1130 - 1195,  Hzg. von Sachsen und Bayern, in zweiter
                                               Ehe verheiratet mit Mathilde von England

Also noch einmal deutlich: Der Bayernherzog Heinrich der Stolze hat sich aus dem Braunschweiger Land eine Herzogstochter geholt und war ab 1125 Kaisers Schwiegersohn. Das hat ihn wohl so übermütig gemacht, dass er sich mit dem Regensburger Domvogt anlegte und 1130 dessen Burg, die Feste Falkenstein eroberte. Und nun der Clou: Ein um diese Zeit in dieser Gegend gezeugter Sprössling, auch Heinrich genannt, machte sich im 10. Lebensjahr auf den Weg nach Norden zu seiner Mutter, der Kaisertochter Gertrud im Braunschweiger Land, und wurde im zarten Alter von 12 Jahren zum Herzog von Sachsen ernannt und bald Heinrich der Löwe genannt.

Was aber Sachsen angeht, darf man nicht vom heutigen Gebiet der Sachsen ausgehen, sondern sich an der folgenden Darstellung orientieren.

   

 

1150 gründete der 20 Jahre junge Herzog Heinrich der Löwe Braunschweig, dann wurde er noch Herzog von Bayern (mit Stammsitz Braunschweig) und gründete 1157 München, 1159 Lübeck usw. Übrigens gibt es die welfischen Ortsfarben in Falkenstein in der Folge gelb/blau, in Braunschweig als blau/gelb.

Das ist aber auch fast alles, was an Welfischem übrig geblieben ist. Denn schon 1180 übernahmen in Bayern die Wittelsbacher das Szepter und hielten es, bis Bayern durch Napoleons Gnaden 1918 Freistaat wurde. In dieser Zeit hat die Burg Falkenstein viele verschiedene Besitzer gehabt, ab 1829 gehörte sie den Regensburger Thurn & Taxis-Fürsten, die sich aber 1968 davon getrennt und der Marktgemeinde diese Burg als Geschenk dargeboten haben.

          Lauf der Geschichte:

        1180     Wittelsbacher Herrscher in Bayern bis 1918

1918     Bayern wird Freistaat

1968     Schenkung der Burg an Marktgemeinde Falkenstein

1971     Gründung des Kuratoriums „Rettet die Burg Falkenstein"

1975     Vergabe Planung und Bauleitung

1976     900-Jahr-Feier und erstes Burghof-Schauspiel

1978     Kauf des Schlossparks

1979     Einweihung der Burg als Haus des Gastes

Was würde heute geschehen bei solch einem Geschenk? Aus Kostengründen vielleicht abreißen? Nun, in den 1970er Jahren gab es Gott sei Dank Männer und Frauen, die das zu verhindern wussten. Im Jahr 1971 wurde nämlich ein Kuratorium „Rettet die Burg Falkenstein" gegründet. 1972 hat Landrat Girmindl dazu u.a. ausgedrückt:

„Die Burg Falkenstein im Naturpark Vorderer Bayerischer Wald, das Wahrzeichen des Vorwaldes, ist vom Verfall bedroht! Damit gerät ein Bauwerk in Gefahr, das für den ganzen Vorwald und weit darüber hinaus ein bedeutender Anziehungspunkt ist, seiner landschaftlich so reizvollen Lage ebenso wie der historischen Substanz wegen, die in das frühe 11. Jahrhundert zurückreicht."

Und bereits 1975 konnte der Architekt Prof. Oswald Peithner aus Regensburg beauftragt werden, die Planung und Bauleitung für die Burgrestaurierung zu übernehmen.

Dazu gab es in einem Zeitungsartikel von Horst Hanske in der Zeitschrift „WOCHE" folgenden Bericht:

„Mit größtem Einfühlungsvermögen und gründlichem Geschichtsstudium, unter Hinzunahme von Denkmalspezialisten wird die alte Burgfestung bewohnbar und funktionstüchtig gemacht. Eichenholz, handgeschlagene Ziegel, nachgeformt nach historischen Burgziegeln, bleiverglaste Fenster, Schmiedeeisen, Holzschindeln und der Bayerwaldgranit sind die Baumaterialien des Architekten Peithner und des Falkensteiner Maurermeisters Mangelkramer. Wenn ich den nicht hätte, meinte der Architekt und deutete auf den Alten, dann würde alles nur halb so gut klappen."

Erwähnenswert ist weiter, dass 1976 für die 900-Jahr-Feier die Reihe der Burghofspiele begonnen wurde, mit
dem eigens geschriebenen Festspiel „Burg Falkenstein erzählt".

Während der gesamten Renovierungszeit und danach in ununterbrochener Folge gab es ab 1976 Burghofspiele,
1977 „Die drei Musketiere".

Und damit bestätigte sich, so der damalige 1. Bürgermeister Max Kulzer wie auch Landrat Ernst Girmindl, dass die Burg zu einem echten kulturellen Mittelpunkt werden kann. Und wie die Burg, so soll auch bald der sie umgebende Schlosspark in den Besitz der Gemeinde Falkenstein übergehen. Max Kulzer rechnet damit, wurde ge-sagt, dass die Verhandlungen mit der fürstlichen Finanzkammer noch heuer abgeschlossen werden. Und in der Tat, am 20. November 1978 wurde der Kaufvertrag unterzeichnet und die Gemeinde um 80.000 Mark erleichtert. Eine Bedingung damals (entnommen aus Gemeindeakten):

Burg und Forsthaus: Mit Grundstückübereignungsvertrag vom 30.01.1968 überließ seine Durchlaucht Johannes Prinz von Thurn und Taxis zu Regensburg der Marktgemeinde Falkenstein zu Alleineigentum im Wege der Schenkung folgenden Grundbesitz:

Fl.St. 138 Burgstraße 10 zu 0,1220 ha
(Forsthaus, Nebengebäude Hofraum, Garten)

Fl.St. 139 Burgstraße 12 zu 0,1460 ha
(Schloßruine, Hofraum)

Fl.St. 139/2 Burgstraße 14 zu 0,0240 ha
(Schloßkapelle, Gebäudefläche)

Schloßpark: Mit Kaufvertrag vom 20.11.1978 erwarb der Markt Falkenstein von Seiner Durchlaucht aus dem Grundstück Fl.St.Nr. 141 (Tiergarten, Wald) zu 14,0265 ha eine erst zu vermessende Teilfläche von 13,400 ha. Der Kaufpreis betrug 80.000,- DM.

Auflage: Der Markt muß das Grundstück der Öffentlichkeit als Naturpark zur Verfügung stellen !

Drei Jahre dauerten die Instandsetzungsarbeiten, bis schließlich am 25. Mai 1979 die Einweihung der Burg als Haus des Gastes feierlich vorgenommen werden konnte.

Daraus folgt: Heuer, im Jahre des Herrn 2009, besteht das Haus des Gastes 30 Jahre und Burg Falkenstein ist nach den (nicht genau überlieferten Aufzeichnungen) 934 Jahre alt.

 

1979 wurde mit der folgenden Anzeige geworben:

 

Damals wurden lobend hervorgehoben: der Bayr. Staat, das Amt für Denkmalpflege, der Landkreis Cham mit Herrn Landrat Ernst Girmindl sowie die Bürger der Gemeinde Falkenstein. Und weiter wurde berichtet:

„Burg Falkenstein ist nun offiziell eingeweiht. Welche Bedeutung die renovierte Feste für die ganze Marktgemeinde und weit darüber hinaus hat, wurde inzwischen auch den ehemals Skeptischen klar. Burg Falkenstein, ausgebaut zum Haus des Gastes, ist inzwischen ein Mittelpunkt, Treffpunkt vieler Gruppen, Heimstatt junger Musiker, Ort von Tagungen, Bühne für Laienspieler, stilgerechter Rahmen glanzvoller Empfänge, beliebtes Ziel von Ausflügen."

Und als wenn das noch nicht gereicht hätte, wurde 1982 in dieser Burg ein Jagdmuseum eingerichtet, dessen Sinn und Zweck es sein sollte, auch einem Nicht-Waidmann die Zusammenhänge zwischen Jagd und kuturellem Hintergrund aufzuzeigen. Im Sommer 1984 schließlich wurde ein Förderverein zugunsten des Jagdmuseums gegründet.

Landrat Ernst Girmindl leitete die Gründungsversammlung und die Wahl des Vorstands sowie die Bildung eines Beirats, in dem 14 Personen aus den Bereichen Politik, Jägerschaft und Exponatgeber berufen wurden, wie z.B. Staatssekretär Dr. Max Fischer, Bundesminister a.D. Hermann Höcherl, Staatssekretär a.D. Franz Sackmann, Regierungspräsident Karl Krampol, Landrat Ernst Girmindl und, als wichtigster Exponatgeber, Revierförster a.D. Albert Engstler aus Saulburg.

Der Förderverein existiert heute noch und wird von Landrat Theo Zellner geleitet. Dank dieser Konstellation und der Unterstützung durch das Landratsamt gab es von Anfang an in den Museumsräumen neben der ständigen Ausstellung zahlreiche Sonderausstellungen. Eine Auflistung zeigt die Vielfalt.

  • 1984    Kunstausstellung im Rittersaal
  • 1985    (1) Er lebte unter Wildschweinen – Richard Finke
                (2) Bierkrugdeckel – Zeichen von Jäger- und Wirtshausgemütlichkeit
                (3) 5. Ausstellung des Berufsverbandes Bildender Künstler

    1986     (1) Enten und Wasservögel - von Albert Engstler
                (2) 7. Ausstellung des Berufsverbandes Bildender Künstler
                (3) Jagdwaffe – Vom Steinbeil zum Kuchenreuter Jagdgewehr"

                    1987     Jagd-Kunst im Rahmen der Zeit

    1988     Die Flußperlmuschel – Gefährdete Schönheit aus bayerischen Gewässern

    1989     Jagd und Fischfang im Mittelalter

    1990     Das Tier im alten Ägypten – gejagt und vergöttlicht

    1991     350 Jahre Büchsenmachertradition der Familie Kuchenreuter

                    1992     Die kleinsten Säugetiere der Welt

    1993     Tafelaufsätze mit Jagdmotiven aus der Nymphenburger Porzellan-Manufaktur

                    1994     Wilderer-Romantik und Realität

                    1995     Eule und Mensch

                    1996     Petri Heil – Fisch und Fischfang

                    1997     Schmetterlinge – Farbenprächtige Gaukler aus aller Welt

                    1998     Bienenfleiß – Der Imker und seine Tätigkeiten

                    1999     Tierplastiken der Nymphenburger Porzellanmanufaktur

    2000     Wolpertinger und anderes Fabelgetier

                    2001     Singvögel

                    2002     Bergfried, Weiberwehr und Ritterspiele

    2003     Im Wald da sind die Räuber – Kneißl & Co. Räuberromantik und Realität

    2004     Museumspädagogische Aktion für Kinder und Erwachsene:
                Amsel, Drossel, Fink und Star … am 21. April
                Falkenjagd am 26. Mai
                Reineke Fuchs am 23. Juni

    2005     Tiere vor der Kamera – Vereinigung tschechischer Naturfotografen

    2006     Taferlbaum und Wolframslinde – Baumdenkmäler im Naturpark

    2007     Viechereien – Zeichnungen von Reinhard Michl

    2008     Jäger der Eiszeit – Zeitreise in das Europa vor 12 000 Jahren

    2009     Waidmann, Wild und Wohlgefallen – Jagdbuch des Gaston Phoebus

    Mit diesem Museum, mit den Burghofspielen, der Burggastronomie und den auch schon gut eingeführten Veranstaltungen unter dem Motto „Kultur auf Burg Falkenstein" ist in den vergangenen Jahren dieses Haus des Gastes zu einer wahren Kulturburg geworden. Dass es so weiter geht, wünschen sich alle Freunde der Burg, vor allem engagierte Falkensteiner und Braunschweiger.

    Daten für 2017:

    Burg Falkenstein 942 Jahre
    Haus des Gastes 38 Jahre

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